Samtgemeinde Dörpen startet Wärmeplanung
Kommunalberater Gerd Niemann (von links), Projektleiter Julian Binczyk, Klimaschutzmanager Alexander Herbers und Samtgemeindebürgermeister Hermann Wocken gaben den Startschuss für die kommunale Wärmeplanung in der Samtgemeinde Dörpen. (Foto: Daniel Mäß)
Die Samtgemeinde Dörpen geht einen entscheidenden Schritt in Richtung klimafreundliche Zukunft und ist dabei Vorreiter: Als erste Samtgemeinde im EWE-Versorgungsgebiet im Emsland hat sie den Planungsprozess für eine klimaneutrale Wärmeversorgung gestartet. Gemeinsam mit EWE NETZ, dem regionalen Energienetzbetreiber, will Dörpen eine umfassende Strategie entwickeln, die den Bedürfnissen der neun Mitgliedsgemeinden Dersum, Dörpen, Heede, Kluse, Lehe, Neubörger, Neulehe, Walchum und Wippingen gerecht wird. Dank der erfolgreichen Einwerbung einer Fördermittelquote von 90 % konnte das Projekt nun offiziell beginnen.
Dem war ein einstimmiger Beschluss des Rates der Samtgemeinde Dörpen vorangegangen, der vorsieht die Wärmeplanung gemeinsam auf Samtgemeindeebene anzugehen, während gleichzeitig die individuellen Besonderheiten aller neun Mitgliedsgemeinden einbezogen werden. Es geht darum eine gemeinsame Strategie zu entwickeln, die gleichzeitig Synergien zwischen den Gemeinden hebt sowie örtliche Potenziale und Ressourcen optimal ausschöpft. „Unsere Vielfalt ist eine Stärke, die wir bei der Entwicklung einer klimaneutralen Wärmeversorgung gezielt nutzen werden. EWE NETZ ist dabei ein starker Partner, der uns mit seiner Expertise unterstützt, diesen Prozess erfolgreich zu gestalten“, betont Samtgemeindebürgermeister Herrmann Wocken.
„Wir haben in den letzten Jahren schon viele Klimaschutzprojekte angestoßen, wie zum Beispiel Wirtschaftlichkeitsberechnungen für die Installation von PV-Anlagen auf kommunalen Gebäuden oder den Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge“, erklärt Alexander Herbers, Klimaschutzmanager der Samtgemeinde Dörpen. Darüber hinaus seien auch Konzepte zur Wärmenutzung zentraler Bestandteil der bisherigen Arbeit.
Ein Beispiel dafür ist das Blockheizkraftwerk (BHKW), das über eine neun Kilometer lange Leitung mit Rohbiogas aus der Biomassevergärungsanlage der Mülldeponie des Landkreises Emsland versorgt wird. Das BHKW, das von EWE betrieben wird, liefert Strom und Wärme für das Dünenbad und die benachbarte Oberschule in Dörpen und spart dabei jährlich rund 400 Tonnen CO₂ ein. „Mit der kommunalen Wärmeplanung wollen wir nun einen weiteren entscheidenden Schritt gehen und den Bereich der Wärmeerzeugung nachhaltig und zukunftsfähig gestalten“, so Herbers weiter.
Zukunftssicher: Transparente Wärmeplanung
Der neu erstellte Wärmeplan wird Klarheit darüber schaffen, welche zentrale und dezentrale Wärmeversorgung in der Samtgemeinde Dörpen zu erwarten ist. Diese Planung schafft Sicherheit und gibt den Bürgerinnen und Bürgern sowie den Unternehmen eine Perspektive für ihre Energieversorgung. Der Plan schreibt niemandem vor, wie künftig geheizt werden muss. Vielmehr bildet er ein Fundament und gibt Orientierung für die individuelle Entscheidung über die zukünftige Wärmeversorgung. Der Planungsprozess wird transparent und inklusiv gestaltet.
Vier Projektphasen bis zum Umsetzungsstart
Der Planungsprozess wird etwa ein Jahr dauern und umfasst vier Phasen: Bestandsanalyse, Potenzialanalyse, Erstellung von Zielszenarien und die Entwicklung einer Wärmewendestrategie. In der Bestandsanalyse wird zunächst der Ist-Zustand der Energieversorgung in der Samtgemeinde Dörpen erfasst. Dazu gehören auch Informationen über die Infrastruktur, Gebäudetypen und Baualtersklassen. Darauf folgt die Ermittlung von Potenzialen für eine klimaneutrale Energiegewinnung. Auf Basis dieser Analysen werden verschiedene Zielszenarien entwickelt, aus denen schließlich eine umfassende Strategie für die Wärmewende abgeleitet wird. Diese wird einen detaillierten Maßnahmenkatalog für die gesamte Samtgemeinde enthalten und potenziell geeignete Quartiere für Wärmenetze definieren. Nach der Fertigstellung des Wärmeplans verpflichtet sich die Samtgemeinde Dörpen, innerhalb von fünf Jahren mindestens fünf der vorgeschlagenen Maßnahmen umzusetzen.
Fahrplan für eine klimafreundliche Zukunft
Julian Binczyk, Projektleiter für die Kommunale Wärmeplanung bei EWE NETZ, erklärt: „Unser Ansatz vereint technologische Offenheit mit praxisnahen Lösungen. Auf diese Weise entwickeln wir einen effektiven Fahrplan, der Klimaschutz und technische Machbarkeit in Einklang bringt.“
Um eine präzise und umfassende Analyse des Energiebedarfs und der erneuerbaren Potenziale in der Samtgemeinde Dörpen durchzuführen, nutzt EWE NETZ fortschrittliche digitale Technologien wie den sogenannten „Digitalen Zwilling“. Diese Software ermöglicht eine exakte Abbildung der Samtgemeinde und unterstützt die datengestützte Analyse und Planung, bei der beispielsweise Energieverbrauch, Energieträger und erneuerbare Potenziale transparent dargestellt werden.
„Wir haben durch unsere langjährige Erfahrung in der kommunalen Energieversorgung ein umfassendes Lösungspaket entwickelt“, erläutert Gerd Niemann, Kommunalbetreuer von EWE NETZ. „Dabei stellen wir sicher, dass sowohl alle gesetzlichen Vorgaben als auch die spezifischen Anforderungen der Samtgemeinde berücksichtigt werden.“
Gesetzlicher Rahmen
Mit dem Wärmeplanungsgesetz (WPG) hat die Bundesregierung den Rahmen für eine klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2045 gesetzt. Das Niedersächsische Klimagesetz (NKlimaG) sieht aktuell sogar Klimaneutralität bereits bis 2040 vor. Bis Mitte 2028 müssen Kommunen unter 100.000 Einwohnern – wie die Samtgemeinde Dörpen – eine Wärmeplanung vorlegen. Die Samtgemeinde macht sich bereits frühzeitig auf den Weg in Richtung Klimaschutz und kann mit der Erstellung des Wärmeplans die Weichen für eine klimaneutrale Zukunft stellen.